Unternehmensstrategien sind nicht nur Zahlen, Daten, Fakten. Erfolgreiche Unternehmensstrategien berücksichtigen sowohl harte Zahlen als auch das Bauchgefühl. Qualitative und quantitative Faktoren spielen dabei eine entscheidende Rolle und es ist die Balance zwischen ihnen, die den Sweet Spot für Unternehmensstrategien ausmacht.
Hard Facts: Du kannst es nicht verbessern, wenn du es nicht messen kannst.
Wie auch schon Peter Drucker erkannte, können nur messbare Dinge gemanaged und schlussendlich auch verbessert werden. Harte Fakten wie Statistiken, Marktforschungsergebnisse und Finanz-Kennzahlen, liefern objektive Auskunft über die gegenwärtige Lage des Unternehmens und die damit verbundenen Zukunftsaussichten. Diese Datenbasis ermöglicht es Entscheidungsträgern, fundierte (und informierte) Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen abzuleiten.
KPIs als Messgrößen für Unternehmen
In Unternehmen werden Kennzahlen zumeist Key Performance Indicators (KPIs) genannt. Sie messen unterschiedlichste, quantifizierbare Aspekte des Unternehmens , werden in der Regel zyklisch erfasst und zeigen so jederzeit den aktuellen Status an.
Sie können beispielsweise Umsatzwachstum, Kundenzufriedenheit oder Markenbekanntheit umfassen. Die innewohnende Klarheit der Messgrößen, hilft Unternehmen dabei, den Fortschritt zu verfolgen, Engpässe zu erkennen und Anpassungen vorzunehmen. Die regelmäßige Überwachung von KPIs ermöglicht es den Entscheidungsträgern, schnell auf Veränderungen zu reagieren und ihre Strategie und Ziele entsprechend zu hinterfragen oder auch anzupassen.
KPIs können auch qualitativ sein
Allerdings sollten KPIs nicht nur für „harte Fakten“ wie finanzielle Kennzahlen genutzt werden. Auch qualitative Faktoren, wie Kundenfeedback, Mitarbeiterzufriedenheit oder die Marktstimmung geben Kontext, um die Gesamtsituation besser zu interpretieren und zu verstehen. Sie erlauben es in Kombination mit klaren KPIs Unternehmen, Veränderungen zügig zu erkennen und zu agieren statt zu reagieren.
Das Bauchgefühl kommt mit der Erfahrung
Viele Unternehmer:innen und Führungskräfte haben ein gutes Bauchgefühl. Die Fakten — qualitativ und quantitativ — in Kombination mit dem Bauchgefühl sind in der Regel das beste Steuerinstrument.
So kann die Interpretation der Fakten auch durch ein „Gefühl“ beeinflusst werden. Wichtig ist dabei aber immer, dass der sogenannte „Confirmation Bias“ nicht überhand nimmt (nur einer der vielen kognitiven Fehler und Gefahren). Damit gemeint ist, uns durch unser Bauchgefühl dazu verleiten zu lassen, Informationen genau so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie unseren gefühlten Standpunkt stützen.
Hier ist also Vorsicht geboten. Die Kunst liegt darin zwischen tatsächlich objektiv bewertbaren Fakten und dem Bauchgefühl abzuwägen und eine möglichst große Schnittmenge zu finden.
KPIs sind nur ein Teil der Unternehmenssteuerung
Mit KPIs können wir steuern und Maßnahmen ableiten. Was KPIs nicht oder nur teilweise leisten können ist die Einbeziehung der Menschen im Unternehmen. Außerdem werden KPIs zyklisch erfasst aber es wird kein Fokus festgelegt.
Hier kommen Ziele ins Spiel: Sie sind von entscheidender Bedeutung, da sie genau diese Lücke schließen: Sie geben die Richtung und den Fokus für ein Unternehmen vor, Mitarbeiter:innen klare Leitlinien (Orientierung) und eine klare Vorstellung davon, was erreicht werden soll und wie jede:r einzelne einen Beitrag zum Erfolg leisten kann.
Ziele beginnen beispielsweise auf abstrakter Ebene mit einer gemeinsamen Vision (in 5 Jahren, wenn alles perfekt gelaufen ist) und motivieren so das Team an einem Strang zu ziehen. Um den Beitrag noch greifbarer zu machen ist es immer sinnvoll, diese Ziele weiter herunterzubrechen, beispielsweise auf 1-2-Jahresziele und Quartalsziele. So können wir durch unsere heutige Arbeit auf das große Ganze einzahlen.
Im Gegensatz zu KPIs ermöglichen Ziele also auch die Einbeziehung der Menschen im Unternehmen und tragen so zur Schaffung einer offenen und transparenten Unternehmenskultur bei, in welcher die Unternehmensstrategie Gemeinschaftsaufgabe ist. Ziele können inspirierend sein und den Teamgeist stärken, da sie ein Gefühl der Bedeutung und des persönlichen Beitrags vermitteln. Darüber hinaus bieten Ziele die Möglichkeit, den Fokus auf bestimmte Prioritäten zu legen.
Ziele legen für einen bestimmten Zeitraum einen klaren Fokus fest und ermöglichen es dem Unternehmen, seine Anstrengungen gezielt auf die Erreichung dieser Ziele zu konzentrieren. Dabei kann übrigens auch eine KPI für diesen Zeitraum in den Mittelpunkt gerückt und explizit optimiert werden oder als Ergebnis eines Zieles genutzt werden. Dadurch wird eine zielgerichtete Umsetzung der Strategie unterstützt oder gar ermöglicht.
Unterschiedliche Sichtweisen: qualitative und quantitative KPIs und Ziele
In dieser Tabelle sind noch einmal die wichtigsten Kriterien zur Unterscheidung der einzelnen Sichten zusammengefasst:
SMARTe OKRs sind ein gutes Framework
Gute Ziele sollten messbar sein. Hilfreich ist dabei die SMART-Methode sowie die Nutzung von OKRs. SMART steht für Specific (spezifisch), Measurable (messbar), Achievable (erreichbar), Relevant (relevant) und Time-bound (zeitlich begrenzt) und OKRs für Objectives (Ziele) und Key Results (Schlüsselergebnisse).
In Kombination sind diese zwei Methoden oder Frameworks optimal zur Formulierung von Zielen: klare Definition, quantifizierbar, verfolgbarer Fortschritt, Fokus auf Ergebnisse statt Kennzahlen.
Übrigens: Neben der Messbarkeit von Zielen spielt das Confidence-Level, also die Zuversichtlichkeit, eine tragende Rolle. Das Confidence-Level drückt bei OKRs aus, wie zuversichtlich der Verantwortliche ist, dass die gesteckten Ziele auch erreicht werden können und ob wir auf Kurs sind. Es ist also die Ergänzung des Bauchgefühls und spiegelt die Einschätzung der Entscheidungsträger wider. Ein hohes Confidence-Level zeigt an, dass alles gut ist, auch wenn der messbare Fortschritt noch „rot“ ist. Ein niedriges Confidence-Level zeigt gleichwohl auf Unsicherheiten und mögliche Risiken hin und erfordert einen dringenden Handlungsbedarf.
Die Anatomie guter Ziele habe ich auch in diesem Artikel beschrieben.
Sweet Spot der Unternehmensstrategie: harte und weiche Faktoren
Die Balance zwischen qualitativen und quantitativen Faktoren, KPIs, SMARTen OKRs mit messbaren Ergebnissen und der Bewertung des Confidence-Level sind der Schlüssel zum Sweet Spot der Unternehmensstrategie.
Harte Fakten als Ausgangspunkt in Kombination mit der Bewertung Bauchgefühl, entsteht eine ganzheitliche Sichtweise, die ein möglichst vollständiges Bild aufzeigt. Der Fortschritt ist jederzeit sichtbar, wir können sehen ob unsere Maßnahmen wirksam sind und können agieren, wenn wir vom Kurs abweichen oder ein Ziel in Gefahr ist.
Es Kunst ist es, die Balance zwischen qualitativen und quantitativen Faktoren zu halten und so erfolgreiche Unternehmensführung zu ermöglichen.